Heute findet im Oberlandesgericht Koblenz die Fortbildungstagung „Justiz und Recht im Dritten Reich“ statt. Die Veranstaltung ist Teil des vom Ministerium der Justiz in Mainz angebotenen Fortbildungsprogramms für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der rheinland-pfälzischen Justiz.
Richter am Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz Joachim Hennig, der sich seit Jahren für die Aufarbeitung des nationalsozialistischen Justizunrechts einsetzt, wird die Veranstaltung leiten. Herr Hennig wird unter anderem Vorträge zur Demontage des Rechtsstaats und der Bürgerrechte sowie zur Diskriminierung, Ausschaltung und Ermordung jüdischer Juristen mit Bezügen zur (Verfolgungs-)Geschichte der Juden im Rheinland halten. Der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, Herr Dr. Heinz Kahn, wird die Teilnehmer über den jüdischen Friedhof führen und ihnen die Synagoge Koblenz zeigen. Abschließend wird ein Zeitzeugengespräch mit Herrn Werner Appel stattfinden, der als gebürtiger Koblenzer die Verfolgungen durch die Nationalsozialisten selbst erlebt hat.
Der Präsident des Oberlandesgerichts Koblenz, Ralf Bartz, begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Bereichen der rheinland-pfälzischen Justiz. „Auch im Gebiet unseres heutigen Landes Rheinland-Pfalz haben Richter, Staatsanwälte und Justizangehörige an der Entstehung und Aufrechterhaltung des NS-Regimes tatkräftig mitgeholfen. Dieses dunkle Kapitel der deutschen Justiz ist gerade in den letzten Jahren erfreulich offen und intensiv aufgearbeitet worden. Die Erinnerung daran muss dennoch immer wieder erneuert werden im Sinne einer alten jüdischen Weisheit: „Vergessen heißt verbannen, Erinnern ist der Pfad der Erlösung“. Die geschichtlichen Vorgänge mahnen uns, als Justizangehörige keine Rechtstechnokraten zu sein, die jedes geschriebene Recht ohne intensives Nachdenken, sorgfältige Prüfung und kritisches Hinterfragen anwenden“.